Kraichtal hilft stellt vor
Als Bürger und Bürgerin Deutschlands anerkannt zu sein, bedeutet für Mervat und Mahmoud zum ersten Mal eine Staatsbürgerschaft zu haben, da sie palästinensische Vorfahren haben. Das Ehepaar hat in den letzten neun Jahren einen bemerkenswerten Weg zurückgelegt.
2014 die Flucht mit den drei Kindern vor dem Bürgerkrieg in Syrien, dann Zuflucht in der Türkei, wo es keine Arbeit, keinen Schulbesuch und keine Gesundheitsversorgung, also keine Zukunft gab. Dann Mahmouds viele Versuche in ein Boot in Richtung Deutschland zu steigen - mit ungewisser Ankunft.
Die war dann in 2015, eine gefühlte Ewigkeit später. Er hatte auf der Flucht alles verloren. In Kraichtal in der GU lernte er dann die Ehrenamtlichen des Vereins Kraichtal hilft kennen, die ihn sofort alle ins Herz schlossen. Er brachte sich ein, wo es nur ging. In der Gemeinschaftsunterkunft, bei Kennenlernfesten kochte er…nach den Rezepten seiner Frau. Wenn er von ihr sprach merkte man sofort, wie sehr er sie und seine drei Kinder vermisste. So setzte er alles daran gemeinsam mit den Ehrenamtlichen des Vereins ein altes Haus zu renovieren und für die Familie herzurichten. Sogar Möbel hat er selbst gebaut. Derweil ersehnte er den Familiennachzug.
In 2016 endlich kamen Mervat und seine beiden jüngsten Kinder. Der Älteste musste zurückbleiben, da er volljährig war. Er schlug sich Jahre später alleine durch. Aber das ist eine andere Geschichte, die alle viel Kraft gekostet hat und fast verzweifeln lies.
Mahmoud arbeitet schon seit Jahren in der Produktion, die Tochter hat die Mittlere Reife absolviert, der jüngste Sohn macht das Fachabitur und der älteste Sohn eine Ausbildung. Mervat hat mit der Familie alle Hände voll zu tun und hilft ab und an im depot 25.
Die Einbürgerung hat viele Emotionen ausgelöst. Von Dankbarkeit über den neuen rechtlichen Status und das Zugehörigkeitsgefühl zu einer neuen Gemeinschaft über Erleichterung nach dem langen und komplexen Prozess der Einbürgerung sowie Wehmut und Nachdenklichkeit über das Herkunftsland und die dort verbliebenen Angehörigen.